Digital oder Analog? Warum du beides brauchst.

Digital oder Analog? Warum du beides brauchst.

Digitale Tools sind schnell, effizient und heute jederzeit verfügbar – und doch sieht man sie immer wieder, Kreative, Denker und Wirtschaftslenker, die zu Stift und Papier greifen. Freilich nicht immer, dafür ist die heutige Arbeitswelt zu schnell und zu vernetzt geworden, aber wenn, dann ist es meist eine bewusste Entscheidung. Was also spricht für Stift und Papier - und wie hilft es uns im Alltag? 

 

Was können digitale Tools nicht leisten?

Ein Hinweis vorab: Ich selbst bin ein großer Anhänger von digitalen Arbeitsweisen und nutze die Möglichkeiten des vernetzten Arbeitens intensiv. Ich bin auch davon überzeugt, dass diese in der heutigen Arbeitswelt wichtig sind, die Zusammenarbeit effektiver gestalten und, richtig eingesetzt, einen erheblichen Zeitgewinn und Mehrwert bieten können.

Aber Vorsicht, das Konzept „papierloses Büro“ wird oft sehr dogmatisch und nicht immer zielführend ausgelegt. Je nach Arbeitsweise kann der bewusste Einsatz von Stift und Papier erhebliche Vorteile bringen.

 

Aber wo versagen digitale Werkzeuge heute?

Hier ein paar Erfahrungen.

Viele Programme sind entweder zu komplex oder zu unflexibel für die eigene Arbeitsweise. Gerade eher einfache Tools, wie Kalender oder To-Do-Apps überfordern entweder mit Funktionen oder sie scheitern letztlich an der mangelnden Anpassbarkeit.

Im Ergebnis gibt es zwar eine nicht zu überschauende Vielfalt an Programmen, viele Nutzer wechseln aber häufig das Tool, da die eigenen Anforderungen letztlich nicht erfüllt werden.

 

Oder die jedem bekannte Situation: Eigentlich wollte man nur kurz eine Adresse heraussuchen, aber scrollt jetzt durch Social Media und schaut sich die Partybilder des Kollegen an – der sich vorhin krankgemeldet hat.

Ablenkung ist ein Geschäftsmodell geworden, und jeder Griff zum digitalen Werkzeug wird zum Stellungskampf um Zeit und Aufmerksamkeit. Seit das Handy zum Standardwerkzeug für alles geworden ist, vermischen sich privat und beruflich. Schlimmer noch: Konzerne und Werbetreibende haben ständig direkten Zugang zum Nutzer und seiner Aufmerksamkeit.

Viele versuchen, der permanenten Reizüberflutung mit bewussten Offlinezeiten zu begegnen. Diese gelingen aber nur, wenn man das Smartphone oder den Laptop ganz beiseitelegt.

 Ein anderer Nachteil liegt in der Beschaffenheit der Programme selbst begründet: im Zwang zu einer bestimmten Methodik und Arbeitsweise. Gerade dann, wenn man eine Situation analysieren oder kreativ arbeiten will, zeigt sich, dass Programme starr sind und nur im Rahmen ihrer Programmierung und angedachten Methodik genutzt werden können. Häufig möchte man aber gerade eine solche Festlegung vermeiden, wenn man sich neuen Situationen oder Problemen nähert und versucht, diese zu verstehen.

Zuletzt gilt: die Methodik ist wichtiger als das Medium. Das Programm ist nur ein Mittel, um ein Ergebnis zu erzielen, nicht, wie heute oft propagiert, das Ziel selbst. Lässt sich dasselbe Ergebnis auf einem analogen Weg, vielleicht sogar besser erreichen warum dann dem Digitalen den Vorzug geben?

 

Fünf Vorteile von Stift und Papier

Aber was spricht nun für Stift und Papier als täglicher Begleiter? Hier ist eine kurze – keinesfalls erschöpfende – Aufzählung.

 

·      Schnelle und einfache Anwendung: Notizbücher lassen sich einfach mitnehmen, sind flexibel und schnell zur Hand. Informationen und Gedanken lassen sich effizient erfassen, ohne das, was man gerade tut, lange unterbrechen zu müssen - und sie brauchen keinen Akku.

·      Preiswert: Ein qualitativ gutes Notizbuch und ein zu den persönlichen Ansprüchen passendes Schreibmittel sind nicht teuer. Keine Updates oder Abokosten, dafür eine gewaltige Auswahl an Designs und Marken.

·      Physische Präsenz: Aus den Augen, aus dem Sinn? Ein Notizbuch oder eine handgeschriebene To-Do-Liste an der richtigen Stelle macht die Aufgabe sichtbar. Das Schreiben auf Papier vermittelt dem Umfeld, aber auch einem selbst, hier soll ein Ergebnis erzielt werden.

·      Fokus: Ein Notizbuch hat kein WLAN, kein Leuchten und Klingeln, keine Ablenkung. Es zwingt zur Präsenz. Durch den Wechsel des Mediums lässt sich eine bewusste Abgrenzung zum Digitalen erreichen.

·      Entfaltung: Auf einem leeren Blatt Papier kann alles entstehen. Wort oder Bild. Konkret oder abstrakt. Witz oder Wissenschaft. Die Grenze liegt nur in den eigenen Fähigkeiten, und diese wachsen im Tun.

 

Drei konkrete Anwendungsbeispiele

So viel zur Theorie, aber wie lassen sich Notizbücher praktisch im Alltag anwenden?

Journaling: Unter Journaling versteht man das regelmäßige, handschriftliche Festhalten von Gedanken, Erlebnissen oder Zielen, also eine bewusste Form der Selbstreflexion. Es hilft dabei, den Kopf zu ordnen, Emotionen zu verarbeiten und persönliche Entwicklungen anzustoßen und sichtbar zu machen. Liegt der eigene Fokus weniger auf der Selbstoptimierung, dann kann das Führen eines Tagebuchs einen Gewinn darstellen.

Thematisches Notizbuch: Ein klassischer Anwendungsfall ist das handschriftliche Sammeln von Notizen. Einen besonderen Effekt erzielt man jedoch, wenn man mehrere Notizbücher mit einem klaren Thema, Ziel oder Projekt anlegt und darin systematisch Informationen sammelt.

So nutzt und empfiehlt der Wissenschaftler und Autor Cal Newport thematische Notizbücher (Single-Purpose Notebooks) für die persönliche Produktivität.

 

Tipp: Lege dich auf eine Sorte von Notizbüchern und Schreibgeräten fest, die dir gefallen und mit denen du gut arbeiten kannst. Dann nutze nur noch diese! Nicht nur ist die Anwendung intuitiver, der Ablauf wird zudem nicht durch schlecht funktionierendes Handwerkszeug gestört. Denke auch an die Funktionalität. Ein Montblanc Füller ist großartig, gehört aber nicht an ein Notizbuch für die Baustelle.

In welchem Lebensbereich können dir Stift und Papier helfen oder eine gute Ergänzung darstellen? Mein Rat: Probiere es einfach aus. Du wirst schnell feststellen, was am besten zu dir und deiner Situation passt.

Hast du Fragen oder Anregungen? Schreibe mir eine Mail an kontakt@ancientwater.de

 

Bis Bald

Jonas

 

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